Ostfränkisch



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Das Hohe Lied
(MP3, ca. 570Kb)


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Ostfränkisch wurde in der Region um Bamberg, Würzburg und Fulda gesprochen. Neben dem Werk Willirams von Ebersberg sind aus dem 10. und 11. Jahrhundert die anonymen Texte "Bamberger Glauben und Beichte", "Bamberger Blutsegen" und die "Würzburger Markbeschreibungen" überliefert.



Das Hohe Lied (Original)



Das Hohe Lied (Übersetzung)

Síno . scône bíst du frûin
tin mîn.´ síno . scône bíst
tu . Dîn ôugon. sínt tûbon
oûgon . Scône bíst tu an
guôten uuérkon.´ scône bist
tu an rêinen gedánkon. Dîn
eînuáltige skînet in állen
dînen uuérchon.´ uuánta dZ
fêichenes unte glîhnísses nîetne
rûochest.

Síno . scône bíst tu uuíne
mîn.´ únte êrlich. Du quîst.
daz íh scône sî.´ ábo ál mîn
scône . dîu ist mír uone dír
kúman. Du bíst súnterlîchen
scône pr´ filiis hominum.´ bêdiv
et per diuinitatem. et per uirgi
neam nativitatem.

Únser bétte íst uuóla ge_
_bluômet. So íh dechêina
uuîla gerûouuet . bín a per
secutione.´ so uuíl íh désde_
_mêr bíderbe scêinan dúrch
dînan uuíllan.´ in contemplati
one . uigiliis . ieiuniis . elemo
sinis. et c´teris bonis operibus.

Dîv gespérre únser hûse_
_ro sínt cêdrin.´ dîu getáue_
_le. sínt ábo cipressin. Só
íh pacem hábon. so schînent
in únseren conuenticulis
bêdiu doctores . dîeder
ándere geuéstenent mít
íro doctrina. únte uuî_
_teno stínchent mit démo
stánke bon´ opinionis.´
únte auditores. dîeder mít
simplicitate únte mít
mánigsláhtigen uirtuti
bus dîn hûs ziêrent.

Íh bín uuéltblûoma. únte
lília déro télero. Álso
daz uélt úngeáran bírit
dîe bluôman . sámo bín íh
sine uirili semine gebóran
uon déro mágede.´ unte bín ôuh
habitator humilium mentivm.
qu´ per conualles figurantur.

Álso dîv lilia íst únter dén
dórnon. sámo bíst tu frîun_
_tin mîn . únter ánderen dóh_
_teron. Dîe dorna nemúgen
dîe lílion bedûhan . sîu ne_
_uuásse únte blûoie únter ín.´
îetemêr múgin díh geírren
deuuéder pagani . óder ma
li christiani. dú nebluôiest ál_
_liz ána in uirtutibvs.
Sieh, schön bist du meine

Sieh, schön bist du meine
Freundin. Sieh, schön bist
du. Deine Augen sind Tauben-
augen. Schön bist du durch
gute Taten. Schön bist
du durch reine Gedanken. Deine
Einfachheit spiegelt sich in allen
deinen Werken; weil du
nicht um Heimtücke und Täuschung bemüht bist.

Sieh, schön bist du mein
Geliebter und ehrenvoll. Du sagst,
dass ich schön sei, aber all meine
Schönheit ist mir von dir
gekommen. Du bist besonders
schön, vor den Söhnen der Menschen, sowohl durch die göttliche Natur als auch durch die jungfräuliche Geburt.

Unser Bett ist vortrefflich mit Blumen
geschmückt. Wenn ich irgendwann
zur Ruhe gekommen bin nach der
Verfolgung, so will ich umso
tüchtiger erscheinen durch
deinen Willen. Bei Betrachtung
des Wachseins, des Fastens, des Almosen- gebens und der anderen guten Taten.

Die Balken unserer Häuser
sind aus Zedern. Die Vertäfelungen
sind aber aus Zypressen. Wenn
ich Ruhe habe, dann erscheinen
in unserer kleinen Gemeinde
die Gelehrten, die
andere stark machen mit
ihrer Unterweisung und weit
duften durch den
Duft köstlicher Erwartung
und die Jünger, die durch
Ehrlichkeit und mit
vielfältigen Wundertaten
dein Haus zieren.

Ich bin eine Feldblume und
die Lilie der Täler. Wie
das unbestellte Feld
die Blumen hervorbringt, ebenso bin ich
ohne männlichen Samen geboren worden
von der Jungfrau und bin auch
Bewohner demütiger Sinne,
welche durch die Abhänge bezeichnet werden.

Wie die Lilie unter den
Dornen, genauso bist du,
meine Freundin, unter anderen
Töchtern. Die Dornen vermögen nicht
die Lilie zu bedecken, dass sie nicht doch
wachse und blühe unter ihnen.
Ebensowenig mögen dich irreführen
weder Heiden noch schlechte
Christen, dass du nicht dennoch blühest
immerfort an Wundertaten.


Edition:
Schützeichel, Rudolf / Meineke, Birgit (Hrsg.): Die älteste Überlieferung von Willirams Kommentar des Hohen Liedes. Edition. Übersetzung. Glossar. Redaktionelle Gestaltung: Dieter Kannenberg. Mit sieben Abbildungen;
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001.
(=Studien zum Althochdeutschen, Herausgegeben von der Kommission für das Althochdeutsche Wörterbuch der Akademie der Wissenschaften in Gättingen. Redaktion Rudolf Schützeichel. Bd. 39)