Schackgalerie und Preußische Gesandtschaft in München

Jaeger und Goergen
München 1913
Fotografie
Münchner Stadtmuseum (33/565)

Kaiser Wilhelm II. beließ die ihm vererbte Gemäldesammlung des Grafen Schack aus politischen Gründen in München. Die Galerie wurde in einem gemeinsamen Gebäude mit der neuen preußischen Gesandtschaft in München untergebracht.

 

Schakgalerie

Adolf Friedrich v. Schack (1815 bis 1894), der sich auf Einladung Maximilians II. in München niedergelassen hatte, hatte bereits zu Lebzeiten aus Verärgerung in seinem Testament verfügt, dass seine Gemäldesammlung "an seine Majestät den deutschen Kaiser als unveräußerliches, nach der Primogenitur-Ordnung an Seine Nachfolger zu vererbendes Eigentum" gehen solle.

Als Wilhelm II. 1894 dieses Erbe antrat, entschied er sich jedoch – gegen die Festlegung Schacks – für den Verbleib der Sammlung in München um reichsfeindlichen und antipreußischen Tendenzen in Bayern keinen Vorschub zu leisten.

Vorerst wurde die Sammlung in dem aus Wohnhaus und Galerie bestehenden Anwesen Schacks in der Briennerstraße (1872 von Lorenz Gedon errichtet) gezeigt. Hier befand sich ursprünglich auch die bronzene Ehrentafel, in der die Stadt den Wortlaut des Telegramms verewigen ließ, mit dem der Kaiser den Verbleib der Sammlung in München bekannt gegeben hatte:

"Dieser den Münchner Künstlern und Bürgern sowohl als allen Deutschen liebgewordene Kunstschatz soll München erhalten bleiben. Möge Münchens Bevölkerung hieraus einen neuen Beweis meiner kaiserlichen Huld und meines Interesses an ihrem Wohlergehen ersehen. Ebenso wie ich mich freue in der schönen Stadt ein Haus als kaiserliches Wahrzeichen zu besitzen, in dessen Hallen ein jeder Anhänger der Kunst mir willkommen sein soll. Wilhelm Imp. Rex."

Da das Gebäude in der Briennerstraße sich jedoch auf Dauer als nicht geeignet erwies, ließ "Kaiser Wilhelm II. der Stadt München zur Mehrung ihres Ruhmes und großen Künstlern zum Gedächtnis" (Inschrift der Galeriefassade) die neue Schackgalerie in der Prinzregentenstraße errichten. Die architektonische Bearbeitung des in baulichem Zusammenhang mit der neuen preußischen Gesandtschaft stehenden Projekts übernahm die Münchner Firma Heilmann und Littmann.

Maßgebend für die Fassadenausbildung der Gebäudegruppe war der Wunsch "das Galeriegebäude vom Gesandtschaftsgebäude abzusondern, ohne doch die wünschenswerte Verbindung zwischen beiden ganz aufzugeben". So erscheinen der Galeriebau mit seinem eigenen Giebel und der offenen, über zwei Geschosse hochgezogenen, von zwei Säulen gestützten Loggia und der fünffenstrige Trakt der preußischen Gesandtschaft zwar als jeweils selbstständige Gebäudekomplexe, die durchgehenden Bänder des Sockels und des Hauptgesims stellen die Verbindung aber wieder her. Die Fassaden der Gebäude sind in hellem Mainsandstein ausgeführt.

Die beiden Flaggenmasten vor dem Galerietrakt, die den preußischen Adler und die Initiale "W" tragen, sind ein demonstrativer Hinweis auf den kaiserlichen Besitzer. Der Verbleib der Schackgalerie in München war eine rein politische Entscheidung, durch die den Bürgern "Kaiser und Reich näher gebracht werden" sollte.