Adolf Friedrich v. Schack (1815
bis 1894), der sich auf Einladung Maximilians II. in München niedergelassen
hatte, hatte bereits zu Lebzeiten aus Verärgerung in seinem Testament
verfügt, dass seine Gemäldesammlung "an seine Majestät
den deutschen Kaiser als unveräußerliches, nach der Primogenitur-Ordnung
an Seine Nachfolger zu vererbendes Eigentum" gehen solle.
Als Wilhelm II. 1894 dieses
Erbe antrat, entschied er sich jedoch gegen die Festlegung Schacks
für den Verbleib der Sammlung in München um reichsfeindlichen
und antipreußischen Tendenzen in Bayern keinen Vorschub zu leisten.
Vorerst wurde die Sammlung in dem aus Wohnhaus und Galerie bestehenden
Anwesen Schacks in der Briennerstraße (1872 von Lorenz Gedon errichtet)
gezeigt. Hier befand sich ursprünglich auch die bronzene Ehrentafel,
in der die Stadt den Wortlaut des Telegramms verewigen ließ, mit
dem der Kaiser den Verbleib der Sammlung in München bekannt gegeben
hatte:
"Dieser den Münchner Künstlern und Bürgern sowohl
als allen Deutschen liebgewordene Kunstschatz soll München erhalten
bleiben. Möge Münchens Bevölkerung hieraus einen neuen
Beweis meiner kaiserlichen Huld und meines Interesses an ihrem Wohlergehen
ersehen. Ebenso wie ich mich freue in der schönen Stadt ein Haus
als kaiserliches Wahrzeichen zu besitzen, in dessen Hallen ein jeder Anhänger
der Kunst mir willkommen sein soll. Wilhelm Imp. Rex."
Da das Gebäude in der Briennerstraße sich jedoch auf Dauer
als nicht geeignet erwies, ließ "Kaiser Wilhelm II. der
Stadt München zur Mehrung ihres Ruhmes und großen Künstlern
zum Gedächtnis" (Inschrift der Galeriefassade) die neue
Schackgalerie in der Prinzregentenstraße errichten. Die architektonische
Bearbeitung des in baulichem Zusammenhang mit der neuen preußischen
Gesandtschaft stehenden Projekts übernahm die Münchner Firma
Heilmann und Littmann.
Maßgebend für die Fassadenausbildung der Gebäudegruppe
war der Wunsch "das Galeriegebäude vom Gesandtschaftsgebäude
abzusondern, ohne doch die wünschenswerte Verbindung zwischen beiden
ganz aufzugeben". So erscheinen der Galeriebau mit seinem eigenen
Giebel und der offenen, über zwei Geschosse hochgezogenen, von zwei
Säulen gestützten Loggia und der fünffenstrige Trakt der
preußischen Gesandtschaft zwar als jeweils selbstständige Gebäudekomplexe,
die durchgehenden Bänder des Sockels und des Hauptgesims stellen
die Verbindung aber wieder her. Die Fassaden der Gebäude sind in
hellem Mainsandstein ausgeführt.
Die beiden Flaggenmasten vor dem Galerietrakt, die den preußischen
Adler und die Initiale "W" tragen, sind ein demonstrativer Hinweis
auf den kaiserlichen Besitzer. Der Verbleib der Schackgalerie in München
war eine rein politische Entscheidung, durch die den Bürgern "Kaiser
und Reich näher gebracht werden" sollte.
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