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Computeranimation:
Schloss Falkenstein
Computergrafik und Computeranimation: project abacus (Andreas Boette,
Andreas Kruse, Jürgen Dudowits, Hartmut Fligge), München 1998
Idee: bb-digital, München 1998
Videoschnitt: Gürtler, München 1999
Die Privatschatulle Ludwigs II. wurde durch sein umfangreiches Schlösser-
und Burgenbauprogramm so stark beansprucht, dass 1886 der Bankrott bevorstand.
Das Projekt Falkenstein blieb Entwurf. Eine Computeranimation lässt
auf Basis der damaligen Planungen das Schloss virtuell entstehen.
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1. Schloß Falkenstein in
der Morgendämmerung
2. Thronsessel mit Baldachin im
Schlafzimmer des Königs mit Wandmalerei aus Wagneroper.
3. Waschbecken im Schlafgemach
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Spätestens 1883 fasste
König Ludwig II. den Plan, auf dem Gipfel des 1286 m hohen Falkensteins
bei Pfronten, nur 15 km Luftlinie von Neuschwanstein entfernt, an der
Stelle der mittelalterlichen Burgruine Falkenstein ein Schloss in Gestalt
einer "Raubritterburg" zu errichten.
Inspiriert von seiner Dekoration "Burg am Rhein" für
ein Künstlermaskenfest 1882, lieferte der Bühnenmaler Christian
Jank 1883 den ersten Entwurf. Der daraufhin von Georg Dollmann ausgearbeitete
wesentlich bescheidenere Bauplan missfiel dem König, der 1884 Max
Schultze beauftragte, der die meisten Entwürfe für Falkenstein
schuf. Als Ende 1885 immer noch nicht mit dem Bau begonnen worden war,
gab dieser den Auftrag zurück, den nun Julius Hofmann übernahm.
Schließlich hatte Ludwig II. eine ganze Reihe von Architekten beschäftigt,
doch seine ständigen Änderungswünsche verzögerten
den Baubeginn immer weiter und trieben die Kosten in die Höhe. Zudem
war die königliche Kabinettskasse nach dem Bau von Herrenchiemsee
und Neuschwanstein bereits hoch verschuldet.
Erst durch ein Darlehen konnte der Falkenstein-Bau gesichert werden. Beim
Tod des Königs 1886 waren nur die Straße zur Ruine und die
Wasserleitung fertig. Sämtliche Bau- und Planungsarbeiten wurden
eingestellt.
Der eigentliche Sinn des Schlosses wird in der Symbolik des Schlafzimmers
offenbar, das der König als wichtigsten Raum unbedingt fertiggestellt
haben wollte. Von Entwurf zu Entwurf vergrößerte sich der Raum,
bis die Burg nur mehr die Funktion eines Gehäuses zu haben schien.
König Ludwig forderte einen byzantinischen Kirchenraum, wie er ihn
von der Allerheiligen-Hofkirche in München kannte. Schließlich
erhielt das Schlafzimmer die Gestalt einer Kuppelkirche, in deren mittlerer
Apsis das "lit", das Bett in Form eines Sarkophags, aufgestellt
werden sollte.
Der Waschtisch ist einem Tabernakel nachgebildet. Der Mosaikfußboden
orientiert sich an einer Beschreibung des byzantinischen Kaiserpalastes
in Konstantinopel. Die Ikonologie von Ausstattung und Wandmalerei weist
auf Tod, Wiedergeburt und Weiterleben. Thronsaal, Brautgemach, Kirche
und Aufbahrungsort sind dabei ineinander verwoben.
Die 3D-Animation von Schloss Falkenstein barg hinsichtlich Konstruktion
und Visualisierung große Schwierigkeiten. Es galt aus den verschiedenen
Entwürfen einen konsistenten Gesamtplan zu entwickeln. Da zum größten
Teil nur Skizzen vorlagen, musste der gesamte Bau, innen wie außen,
mit diversen Programmen am Computer "nachgebaut" sowie Mosaikböden,
Intarsien und Wandgemälde "nachgemalt" werden. Um einen
Raumeindruck zu erhalten, mussten unzählige Details berücksichtigt
werden, von der korrekten Spiegelung flackernden Kerzenlichts bis zur
Anmutung der aufgehenden Sonne im königlichen Schlafzimmer.
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