Abteilungen und zentrale Objekte
Friedrichs und Elizabeths Einzug
in Prag und die prunkvolle Krönung im Veitsdom geben die Gelegenheit,
das Königspaar mit den Herrscherporträts des späteren
Hofmalers Gerrit van Honthorst vorzustellen. Aus der Schatzkammer
der Residenz in München ist der "böhmische Reichsapfel"
Friedrichs zu sehen. Das Jahr der Königsherrschaft Friedrichs
in Böhmen war mit kriegerischen Aktionen ausgefüllt. Trotz
anfänglicher Erfolge der böhmischen Truppen waren diese
schließlich den vereinigten Heeren des Kaisers Ferdinand II.
und des bayerischen Herzogs Maximilian I., der die Truppen der katholischen
Liga befehligte, nicht gewachsen. Die Schlacht am Weißen Berg
am 8. November 1620 führte zu einem eindeutigen Ergebnis: Friedrich
musste fliehen und Böhmen verlor seine Selbstständigkeit.
Der Aufmarsch der Truppen wird anschaulich im Gemälde des flämischen
Schlachtenmalers Pieter Snayers.

Die Schlacht
am Weißen Berg
Pieter Snayers
©
Bayerische Staatsgemäldesammlungen München
-Leihgabe Armeemuseum Ingolstadt-
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Der Waffengang wurde von einer
umfangreichen Medienkampagne um den "Winterkönig"
begleitet: Zu wenigen Themen gab es in der frühen Neuzeit vergleichbar
viele Flugblätter und Flugschriften wie zu den Geschehnissen
um Friedrich V. Dieser "Krieg der Federn", der eine wichtige
Station in der Geschichte der Bildkommunikation bedeutet, wird in
originalen Flugblättern gezeigt und in Medienstationen zugänglich
gemacht.

© Deutsches
Historisches Museum Berlin
Nach der Niederlage
in der Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620 musste
der Winterkönig nach kaum mehr als einem Jahr Königsherrschaft
mit seiner Familie aus Böhmen fliehen. Wie auf dem Blatt
mit dem ironischen Titel " Deß Pfaltzgrafen Urlaub"
wurde er in zahlreichen Flugblättern zur Zielscheibe
von Hohn und Spott.
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Die Folgen der
Schlacht am Weißen Berg betrafen Böhmen, die Oberpfalz
und die Unterpfalz in besonderem Maße. Böhmen, Mähren
und Schlesien wurden eng an das Haus Habsburg gebunden. Sachsen
erhielt die Ober- und Niederlausitz. Die Anführer und Unterstützer
der böhmischen Ständeregierung traf ein schweres Strafgericht;
bis heute ist die öffentliche Hinrichtung von 21 böhmischen
Adligen auf dem Altstädter Ring in Prag 1621 als nationale
Demütigung im Bewusstsein; viele Familien mussten das Land
verlassen. Eine teilweise vergleichbare Entwicklung ist auch
in der Oberpfalz festzustellen, die zunächst als Pfandbesitz
an Maximilian I. übergeben wurde, der sie 1628 endgültig
Bayern einverleibte. Mit Hilfe der Jesuiten setzte Kurfürst
Maximilian I. die Rekatholisierung des Gebietes durch. Wie gründlich
man vorging, zeigt auch die Verbrennung von reformatorischer
"Ketzerliteratur". |
In der ehemaligen Amberger Jesuitenbibliothek
haben sich allerdings noch einige der "Ketzerbücher"
erhalten. Aus diesem Bestand werden die damaligen drei Konfessionen
in drei Musterbibliotheken in der Ausstellung vorgestellt. Die Neuausstattung
der in calvinistischer Zeit leergeräumten Kirchen durch barocke
Altarbilder wird ebenso vor Augen geführt wie die geistliche
Theaterkultur der Jesuiten, die in Theaterprospekten und Texten
überliefert ist.
Zwischen 1620 und 1622 eroberten spanische
und bayerische Truppen die links- bzw. rechtsrheinische Pfalz
mit Heidelberg. Die Truppen des bayerischen Feldherren Tilly
plünderten drei Tage lang die Stadt Heidelberg. Eindrucksvolle
Spuren dieser pfälzischen Leidenszeit, die sich bis zum
Ende des Dreißigjährigen Krieges hinzog, zeigt
der erst kürzlich gehobene sogenannte "Tilly-Fund",
der Einblicke in das Soldatenleben der damaligen Zeit gewährt.
Es handelt sich um Ausgrabungen aus dem einstigen Kriegslager,
die vor der Landesausstellung in Amberg noch nie umfangreich
präsentiert wurden.
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Tilly-Schatz
Fundauswahl
aus den Truppenlagern vom August/ September 1622
©Kurpfälzisches Museum, Heidelberg |

Kurfürst
Maximilian mit Sohn Ferdinand Maria
©
Bayerisches Nationalmuseum München
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Der
Gewinner des böhmischen Krieges war Herzog Maximilian I.
von Bayern. Unterschiedlichere Herrscherfiguren als Friedrich
von der Pfalz und Maximilian von Bayern sind kaum denkbar. Und
doch markieren beide Protagonisten die zeittypischen "Möglichkeiten
von Herrschaft". Maximilian hatte sein Land zielstrebig
zu einem innerlich gefestigten, nach außen selbstständig
agierenden Machtfaktor werden lassen. Mit exemplarischen Objekten
werden die Herrschaftsrepräsentation, die Kunstpolitik,
die Landesverwaltung und der Frömmigkeitsstil Maximilians
demonstriert. |
Dank seiner nahen Verwandtschaft
zu den Statthaltern der Niederlande - Friedrichs Mutter Louise Juliane
war die Schwester des Statthalters Maurits von Oranien - sowie der
konfessionellen und politischen Verbindungen fand der geächtete
"Winterkönig" mit seiner Familie 1621 Aufnahme in
Den Haag. Finanziell unterstützt von den Niederlanden und dem
englischen Königshaus führten Friedrich und Elizabeth
dort schon bald einen eindrucksvollen "Böhmischen Hof"
und errichteten in Rhenen eine stattliche Sommerresidenz. In der
Abteilung "Exil" soll dem Besucher ein lebendiger Eindruck
des Lebensstils vermittelt werden, den die Winterkönigsfamilie
in den Niederlanden pflegte. Gemälde hochrangiger niederländischer
Maler dokumentieren die Kunstaufträge des Winterkönigs
und der Winterkönigin.

Sophie in indianischer
Tracht
Louise Hollandine von der Pfalz, um 1645 �l/Leinwand, 104 x
86 cm
© Museum Wasserburg Anholt, Isselburg
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Zum Abschluss des Ausstellungsrundgangs
werden die Kinder des Königspaares in einzelnen Kabinetten
vorgestellt. Der erstgeborene Sohn Friedrich Heinrich starb
als Knabe bei einem tragischen Schiffsunglück; der in Prag
geborene Rupert "the cavalier" war Kavallerieführer,
Admiral und Erfinder. Karl Ludwig konnte 1649 wieder als Kurfürst
in Heidelberg einziehen. Die nach dem Gastland benannte Louise
Hollandine, eine begabte Malerin, von der auch Werke in der
Ausstellung gezeigt werden, floh vom Hof ihrer Mutter, konvertierte
und wurde katholische Äbtissin. Ihre ältere Schwester
Elisabeth sollte 1667 Fürstäbtissin im evangelischen
Damenstift Herford werden. Der acht Sprachen beherrschenden
Prinzessin hatte René Descartes Schriften gewidmet und
über sie gesagt: "Ich bin niemals jemandem begegnet,
der alles, was in meinen Schriften enthalten ist, so allgemein
und so gut verstanden hat". Ihre jüngere Schwester
Sophie sollte durch ihren Sohn Georg Ludwig schließlich
Stammmutter des englischen Königshauses Hannover werden.
Ganz am Schluss tritt die Familie des Winterkönigs in ihrer
Gesamtheit in einem großformatigen Gemälde des Hofmalers
Honthorst auf - eine Familie, die den politisch so erfolglosen
König Friedrich in seinen Nachkommen zu einem der Stammväter
mehrerer europäischer Herrscherhäuser machen sollte. |
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