"...wider Laster und Sünde" - Augsburgs Weg in der Reformation | |
Ausstellung des Hauses der
Bayerischen Geschichte in Augsburg, St. Anna, vom 26. April bis 10. August 1997 |
Der Kaisereinzug zum Reichstag von 1530 |
Bild | Format | Beschreibung | Kat.Nr. |
JPEG, 574 x 444 pix, 78 KB | Der Kaisereinzug zum Reichstag
von 1530 Ein Bild aus einer Folge von zehn Holzschnitten von Jörg Breu d. Ält. |
63 |
Die Reichsversammlung von
1530 sollte die strittigen Religionsfragen entscheiden, und zwar, wie man auf
protestantischer Seite aufgrund des in moderatem Ton formulierten kaiserlichen
Einladungsschreiben erhoffte, auf der Basis von Kompromißbereitschaft und
dem Willen zur Verständigung. Nach langjähriger Abwesenheit kehrte
Karl V. nun wieder ins Reich zurück. Sein pomphafter Einzug in die Stadt
am Tag vor Fronleichnam war ein wohlinszeniertes Spektakel, von dem der
Augsburger Künstler Jörg Breu in seiner vermutlich gemäß
kaiserlichem Auftrag entstandenen Serie von Holzschnitten nur wenige Szenen
festgehalten hat: Auf die ersten vier Blätter mit der militärischen
Begleitung des Kaisers (unter ihnen besonders auffallend die zehn ungarischen
Lanzenreiter mit ungewöhnlichen Kopfbedeckungen) folgen vier Darstellungen
des Gefolges einschließlich einiger der geladenen Reichsfürsten, während
das zehnte Blatt Kaiser Karl V. (zweiter von links) zu Pferd zeigt, begleitet
von seinem Bruder, König Ferdinand (links), dem päpstlichen
Gesandten, Kardinal Campeggio (rechts im Hintergrund) und dem Pfalzgrafen
Friedrich, sowie von sieben Kriegsknechten.
Zur Vorbereitung auf das Schweinfurter Bekenntnisbild (Kat. 77) sollten die Schülerinnen und Schüler hier schließlich deutlich darauf hingewiesen werden, daß der Verlauf des Reichstags die Erwartungen der evangelischen Seite enttäuschte. Die vor allem von Philipp Melanchthon verfaßte Bekenntnisschrift der Protestanten, die Confessio Augustana (Augsburger Bekenntnis), wurde zwar verlesen, aber von Karl V., der sie für ketzerisch hielt, nicht angenommen, woraufhin Melanchthon später eine Verteidigungsschrift zugunsten der C.A., die "Apologia", schrieb. Der glänzende Einzug des Kaisers zu Beginn des Reichstags und die damit verbundenen Erwartungen stehen im krassen Gegensatz zum späteren Scheitern der Verhandlungen, das die Kirchenspaltung besiegelte. |