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Wallerstein |
(Lkr. Donau-Ries, Regierungsbezirk Schwaben) |
Fotodokumentation „Steinerne Zeugnisse“:
Israel Schwierz hat uns großzügigerweise die Originalfotografien zu seiner 1988 erschienenen Dokumentation „Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern“ überlassen. Dafür gilt ihm unser großer Dank. Diese Fotografien stellen gerade im Hinblick auf die in vielen Fällen in den letzten 25 Jahren sehr rasch fortgeschrittene Verwitterung der Grabsteine eine wertvolle Quelle dar. |
Lage: Ca. 1 km östlich des Ortes inmitten von Wiesen und Feldern. |
Größe: 10690 qm; relativ großes Friedhofsareal, Eisengittertor mit zwei Davidsternen, Einfriedung durch eine Hainbuchenhecke und Maschendrahtzaun. 1972 wurde das Grundstück um eine weitere Fläche von 1530 qm vergrößert. |
Alter: um 1510. Nach der von dem jüdischen Lehrer Stein um 1890 verfassten Gesamtdokumentation des Friedhofs stammten die ältesten noch lesbaren Grabsteine vom Ende des 16. und vom Beginn des 17. Jahrhunderts |
Einzugsbereich: Nach dem Dreißigährigen Krieg (1618-1648) zentraler Begräbnisplatz für die Juden aus der Grafschaft Oettingen, so z.B. aus Oettingen und Hainsfarth. |
Beerdigungen: Von ursprünglich 900 Grabsteinen sind heute nur noch etwa 300 erhalten. Die letzte Bestattung fand am 4. Juni 1941 statt. Alle Grabsteine blicken nach Westen, wahrscheinlich eine Folge der Schändungen. In der Mitte des östlichen Friedhofsteiles f�llt eine Gruppe von fünf großen Gräbern auf (Rabbiner Marx Michael Kohn und David Weiskopf sowie weibliche Familienmitglieder). Gegenüber dem Eingang stehen die großen Grabstätten des Michael Ries und seiner Mutter Gala. |
Besonderheiten: Das Tahara-Haus brannte 1848 ab. Für einen Neubau wurde ein Kostenvoranschlag von 371,40 Gulden eingereicht. Es befand sich links des Eingangs und wurde im Herbst 1974 abgebrochen, nachdem das Dach infolge von Vernachl�ssigung eingest�rzt war. |
Schändungen: 1926 sowie zwischen 1933 und 1945. Gegen Ende des Krieges räumte man einen großen Teil der Grabsteine ab und zerschlug sie. Nach Kriegsende wurden die noch auffindbaren und erhaltenen Grabstein zurückgebracht und wahllos und in Westorientierung auf dem Areal aufgestellt. |
Links:
> http://www.alemannia-judaica.de/harburgproject.htm Diese verdienstvolle private Initiative geht zurück auf die Wiederbelebung der Synagoge von Harburg als Kulturzentrum im Jahr 1989. Neben Stammbäumen und Biografien jüdischer Familien aus Harburg finden sich hier Gräberlisten, Karten, Namenslisten zu den Friedhöfen von Harburg, Mönchsdeggingen, Wallerstein, Oettingen, Steinhart und Schopfloch. > http://www.gemeinsamlernen.de/vile-netzwerk/Regionalgruppen/sued/Projekte/spuren.html Die Dokumentation jüdischer Friedhöfe in Deutschland wurde als VILE-Projekt (Virtuelles und reales Lern- und Kompetenz-Netzwerk älterer Erwachsener e.V.) ins Leben gerufen. |
Literatur: Eine von Rolf Hofmann erarbeitete Gräberliste sowie einen Lageplan bietet das HarburgProject; Harburger 3, S. 764-765; Hofmann, Rolf: Der jüdische Friedhof von Wallerstein. Historischer Hintergrund und neueste Forschungsergebnisse. In: Rieser Kulturtage, Dokumentation Bd. XII (1998), S. 139-152; Schneeberger, Michael: Jüdische Landgemeinden in Bayern (10) – Von Krakau bis Gaza. Die Geschichte der Juden von Wallerstein. In: Jüdisches Leben in Bayern. Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern 20, Nr. 97 (April 2005), S. 30-39, hier S. 35-36; Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens, S. 266-267; Träger, Michael: Jüdische Friedhöfe in Bayern 1 – Wallerstein. In: Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern 8, Nr. 57 (März 1993), S. 16; Werner, Constanze (Bearb.): KZ-Friedhöfe und Gedenkstätten in Bayern. „Wenn das neue Geschlecht erkennt, was das alte verschuldet …", Regensburg 2011 [allgemein zum Thema sowie Dokumentation der in der Zuständigkeit der Bayerischen Schlösserverwaltung stehenden KZ-Friedhöfe und Gedenkstätten] > vollständig zitierte Buchtitel finden Sie hier |