[ zurück ] |
IAJGS pages |
Laudenbach |
(Kreisstadt Karlstadt, Lkr. Main-Spessart, Regierungsbezirk Unterfranken) |
Fotodokumentation „Steinerne Zeugnisse“:
Israel Schwierz hat uns großzügigerweise die Originalfotografien zu seiner 1988 erschienenen Dokumentation „Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern“ überlassen. Dafür gilt ihm unser großer Dank. Diese Fotografien stellen gerade im Hinblick auf die in vielen Fällen in den letzten 25 Jahren sehr rasch fortgeschrittene Verwitterung der Grabsteine eine wertvolle Quelle dar. |
Lage: Bergrücken über Laudenbach. |
Größe: 16.140 qm; ca. 2350 erhaltenen Grabsteine, vier Tore (Haupteingang und drei hölzerne Tore). Der Friedhof ist in drei „Abteilungen“ gegliedert und von einer Steinmauer umgeben. |
Alter: Um 1665. Ein Friedhofsverwalter (Gabbai) ist vor 1655, ein Totengrüber 1675 bezeugt. 1873/74 wurde der Friedhof mit einer Steinmauer umgeben. Erweiterungen um 1850 (1874?), um 1900/05 und nach 1930. |
Einzugsbereich: Als Verbandsfriedhof von bis zu 14 Gemeinden belegt. Hessdorf und Veitsh�chheim, wo eine Heilige Schwesternschaft existierte, bestatteten ihre Toten in Laudenbach. Als Eigent�mer waren die Israelitischen Kultusgemeinden Adelsberg, Hessdorf, Lohr, Urspringen, G�ssenheim, Veitsh�chheim und Laudenbach im Grundbuch eingetragen. |
Beerdigungen: Auf den unterschiedlich großen Grabfeldern stehen die meist erheblich verwitterten Sandstein-Mazzewot in durchgehenden Reihen und zum Teil auch verstreut. Auffallend ist eine Gräberreihe im alten Teil des Friedhofs in einem abgelegenen Waldstück, wo während der Nazizeit Beerdigungen stattfanden, wohl um die Gräber vor Schändungen zu sch�tzen. Die letzte Beisetzung fand im Januar 1941 statt (Julius Rotfeld aus Urspringen). |
Besonderheiten:
Fachwerk-Tahara-Haus
links vom Haupteingang mit zwei ungef�hr gleich großen,
innen durch einen Durchgang verbundenen Räumen, die jedoch
auch von außen durch separate Zugangst�ren betreten werden
können. In der Gemeinde existierte eine Chewra Kaddischa.
Schändungen: Juni 1865. Während der K�mpfe bei Kriegsende wurde der Friedhof schwer beschädigt. Auf Befehl der Amerikaner erfolgte 1947 die Wiederherstellung durch die Ortsbewohner. |
Fotodokumentation:
Die Fotografien
aus einem Zyklus von rund 70 Bildern entstanden für die
Ausstellung „Zeitzeugen: Jüdische Friedhöfe“, die vom
19. September bis zum 3. November 2013 im
Museum der Stadt Miltenberg gezeigt wird. Die von
Walter H�rnig und Gerd Brander in unterschiedlichen
Techniken (Farbaufnahmen in digitaler Technik und
monochrome Fotografien im analogen Mittel- und
Gro�format) – angefertigten Bilder zielen weniger auf
das Dokumentarische als vielmehr auf das �sthetische,
Atmosph�rische des jüdischen „stillen Orts“. Sie wollen
den Betrachter in eine weithin unbekannte spirituelle,
kontemplative Welt entführen und etwas von den vielfach
vergessenen, in ihrer Unber�hrtheit tief beeindruckenden
Formen und Strukturen der jüdischen Friedhöfe
vermitteln. Ab August 2013 ist zudem ein Bildkalender im
Buchhandel erhältlich, im Herbst 2013 erscheint ein
eBook. Weitere Informationen:
www.zeitspuren.info/jüdische-friedh�fe. Die Fotografien unterliegen dem Urheberrecht, jegliche Nutzung ist genehmigungspflichtig. |
Literatur: „… auf h�here Weisung abgewandert“. Leben und Leiden der Juden im Landkreis Main-Spessart. Hrsg. vom Landkreis Main-Spessart. Karlstadt 1990, S. 35-38; Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens, S. 84; Träger, Michael: Jüdische Friedhöfe in Bayern (20) [Neumarkt, Karbach, Laudenbach, Reistenhausen]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 13, Nr. 77 (September 1998), S. 29-31, hier S. 30; Werner, Constanze (Bearb.): KZ-Friedhöfe und Gedenkstätten in Bayern. „Wenn das neue Geschlecht erkennt, was das alte verschuldet …", Regensburg 2011 [allgemein zum Thema sowie Dokumentation der in der Zuständigkeit der Bayerischen Schlösserverwaltung stehenden KZ-Friedhöfe und Gedenkstätten] > vollständig zitierte Buchtitel finden Sie hier |