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Hainsfarth |
(Lkr. Donau-Ries, Regierungsbezirk Schwaben): s. Steinhart |
Fotodokumentation „Steinerne Zeugnisse“:
Israel Schwierz hat uns großzügigerweise die Originalfotografien zu seiner 1988 erschienenen Dokumentation „Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern“ überlassen. Dafür gilt ihm unser großer Dank. Diese Fotografien stellen gerade im Hinblick auf die in vielen Fällen in den letzten 25 Jahren sehr rasch fortgeschrittene Verwitterung der Grabsteine eine wertvolle Quelle dar. |
Lage: östlich von Hainsfarth an der Straße nach Steinhart. Größe: 3310 qm; massive, hohe Steinmauer von 1862. Ein Drittel des Friedhofgeländes wird als Wiese genutzt. |
Alter: 1850. Juden sind in Hainsfarth bereits im 13. und 14. Jahrhundert bezeugt und beerdigten ihre Toten in Nördlingen, später in Wallerstein. Als 1836 im Ries die Cholera ausbrach und sie ihre Toten auf dem Weg zum Friedhof nicht mehr durch die Ortschaften bringen durften, reifte der Plan für einen eigenen Friedhof. 1849 fanden sie ein geeignetes Grundstück aus dem ehemaligen Hofgut des Johann Jakob Schachermeyer. Nach der Befürwortung des Antrags der Gemeinde durch die zuständigen Behörden genehmigte die Kammer des Inneren in Augsburg am 25. März 1850 die Einrichtung eines Friedhofs. Die erste Beisetzung fand am 27. Oktober 1850 statt (Chaia Neumann). |
Beerdigungen: Insgesamt 291 Beerdigungen, die letzte 1939. 272, teils recht alte Grabsteine sind erhalten, darunter auch die der Verwandten der Schauspielerin Therese Giehse. Besonderheiten: Errichtung eines Tahara-Haus 1851 nach den Plänen des Hainsfarther Maurermeisters Hasenmüller (heute bewohnt). Nördlich des Leichenhauses entstand wenige Jahre später eine „Wagenremise“ zur Unterbringung des Leichenwagens. |
Schändungen: 1938 in Verbindung mit der „Reichskristallnacht“; die Wagenremise wurde durch Brandstiftung stark zerstört, die Fenster des Tahara-Hauses eingeworfen und Einrichtungsgegenstände entwendet. Am 7. April 1943 ging der Friedhof durch einen von den Behörden veranlassten Verkauf in den Besitz der Gemeinde Hainfarth über. 1946 beschlagnahmte das amerikanische Militär den Friedhof und übergab ihn der jüdischen Vermögensverwaltung (JRSO). Im März 1946 und im Sommer 1947 richtete man auf Anregung und Kosten der Gemeinde den Friedhof teilweise wieder her und stellte umgeworfene Grabsteine auf. 1948 erfolgten die Reparatur der Schäden am Leichenhaus, 1953 die Wiederherstellung der „Wagenremise“ und der Umbau des Leichenhauses zu Wohnzwecken. Im Oktober 1955 verkaufte man die beiden Gebäude an Privatpersonen mit der Verpflichtung der Pflege des Friedhofs. |
Links: > http://www.alemannia-judaica.de/Hainsfarth/web/index.htm Die online-Dokumentation zum Friedhof von Hainsfarth zum gleichnamigen Buch von Herbert Immenkötter. > http://www.gemeinsamlernen.de/vile-netzwerk/Regionalgruppen/sued/Projekte/spuren.html Die Dokumentation jüdischer Friedhöfe in Deutschland wurde als VILE-Projekt (Virtuelles und reales Lern- und Kompetenz-Netzwerk älterer Erwachsener e.V.) ins Leben gerufen. |
Literatur: Immenkötter, Herbert: Die israelitische Kultusgemeinde in Hainsfarth (Landkreis Donau-Ries) im 19. und 20. Jahrhundert. Mit Beiträgen von Rolf Hofmann und Gernot Römer (Ver�ffentlichungen der schwäbischen Forschungsgemeinschaft. Reihe I: Studien zur Geschichte der Bayerischen Schwaben, Bd. 30. Augsburg 2002; Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens, S. 241-242; Träger, Michael: Jüdische Friedhöfe in Bayern (14) [Oettingen, Hainsfarth, Diespeck]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 11, Nr. 71 (Dezember 1996), S. 12-13; Werner, Constanze (Bearb.): KZ-Friedhöfe und Gedenkstätten in Bayern. „Wenn das neue Geschlecht erkennt, was das alte verschuldet …", Regensburg 2011 [allgemein zum Thema sowie Dokumentation der in der Zuständigkeit der Bayerischen Schlösserverwaltung stehenden KZ-Friedhöfe und Gedenkstätten] > vollständig zitierte Buchtitel finden Sie hier |