(kreisfreie Stadt, Regierungsbezirk Oberpfalz)
Regensburg besaß im Mittelalter
einen der größten und bedeutendsten, 1210 von der Gemeinde vom Kloster
St. Emmeram erworbenen Friedhöfe Europas mit weitem Einzugsbereich
und mit Gräbern prominenter Rabbiner und Gelehrter wie etwa Rabbi
J(eh)uda ben Samuel ben Qalonymos he-chasid von Regensburg (um 1140/50-1217),
des Verfassers oder Kompilators des „Sefer Chasidim“ (Buch der Frommen).
So gestattete 1325 Bischof Nikolaus den Juden in Nieder- und Oberbayern,
ihre Verstorbenen zollfrei auf dem Wasser- oder Landweg zur Beisetzung
nach Regensburg zu bringen, was der Jüdischen Gemeinde Regensburgs
Vorrechte gegenüber anderen Gemeinden der Region brachte. Auf diesem
Friedhof standen sch�tzungsweise 4200 große Grabsteine. Bei der
Vertreibung der Juden am 21. Februar 1519 zerstörten Regensburger
und Bewohner des Umlandes nicht nur die Synagoge, sondern auch den
Friedhof. Er befand sich auf dem Areal zwischen Weih St. Peter und
dem Galgenberg, also dem Gebiet des „Fürstenparks" und des Geländes
des Hauptbahnhofs.
Die Grabsteine wurden teilweise zum Bau der Neupfarrkirche verwendet,
teilweise in Regensburger Bürgerh�user eingemauert. Sie befinden
sich heute u.a. im Kreuzgang des Doms, an der Ostseite des heutigen
Kreuzklosters, an der Kreuzschule (Wollwirkergasse), im Todesverlies
der Folterkammer, wo er als Abort diente, im Toreingang des Hauses
am Neupfarrplatz Nr. 7, im Evangelischen Krankenhaus sowie am Eingang
des Di�zesanzentrums. 19 weitere Steine verwahrt das Museum der
Stadt Regensburg. Grabsteine gelangten ferner nach Karthaus-Pr�ll,
Karthaus-Pr�ll, Mangolding (links des Eingangs zur katholischen
Kirche), Mintraching (1294, Garten des katholischen Pfarrhauses),
Riegeldorf (Grabsteine von 1249 und 1249), Tegernheim (rechts des
Eingangs zum katholischen Pfarrhaus) und Wolkering (Mauer um die
Kirche, rechts des Tores). Weitere Grabsteine des Regensburger Friedhofs
befinden sich in Cham (1230, Rathaus), Kelheim (Apotheke in der
Donaustraße, Kl�sterl), Neustadt a. d. Donau und Straubing. Der
in die Fassade der Kelheimer Apotheke eingemauerte Stein stammt
von 1249 und trägt die Inschrift: „Dieses ist der Grabstein der
Frau Orgea (?), Tochter des Herrn Jehuda, gestorben am 6. des Monats
Tammus am Freitag im Jahre 5069“.
1929 fand man einen Grabstein von 1273 in der Terrasse der an Stelle
der Synagoge seit 1519 errichteten Neupfarrkirche. Das Bayrische
Nationalmuseum in München besaß Steine von 1312 und 1349. Insgesamt
sind bislang etwa 60 Grabsteine des mittelalterlichen Friedhofs
bekannt geworden.
Bei Grabungen im Jahr 2009, die im Zusammenhang mit der geplanten Errichtung eines Kultur- und Kongresszentrums am Ernst-Reuter-Platz durchgefährt wurden, entdeckte das arch�ologische Grabungsteam unter Leitung von Lutz Dallmeier den mittelalterlichen jüdischen Friedhof. Die Gräber wurden nicht ge�ffnet. Mit der Jüdischen Gemeinde Regensburg und dem Committee for the Preservation of Jewish Cemeteries in Europe kam man überein, im Falle einer Bebauung die Fläche der jüdischen Gräber auszusparen, sodass der religionsgesetzlich vorgeschriebenen ewigen Totenruhe Rechnung getragen ist.
Literatur: Zum Friedhof in der späteren popul�ren überlieferung s. Daxelm�ller, Christoph: Wie aus dem hl. Emmeram Rabbi Amram wurde. Aspekte und Möglichkeiten historischer Erz�hlforschung. In: Bayerische Bl�tter für Volkskunde N.F. 2, Heft 2 (2000), S. 5-26.
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