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Reliquiar des heiligen Kaisers Heinrich II.
links: Vorderseite, rechts: Rückseite
Hildesheim, letztes Viertel 12. Jahrhundert
Musée du Louvre, Paris (OA 49)
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Das Reliquiar zeigt die älteste bekannte Heiligendarstellung des 1146 kanonisierten Kaisers Heinrich. Es wurde Ende des 12. Jahrhunderts dem Hildesheimer Michaeliskloster gestiftet, in dem der junge Heinrich seine herausragende Bildung erhalten hatte.
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Vorderseite
Das vierpaßförmige Reliquiengefäß zeigt ein herrscherliches Bildprogramm: Auf einer Seite sieht man Christus, der als "König der Könige" auf dem Himmelsbogen thront. Drei heilige Könige -Oswald, Sigismund und Eugen neigen sich ihm ehrfurchtsvoll zu und machen damit deutlich, wem sie ihre Herrschergewalt verdanken. Auf dem flachgewölbten Fuß sind wie eine Leibwache die vier Soldatenheiligen Gereon, Mauritius, Eustachius und Sebastian dargestellt. Besonders ausgezeichnet ist der hl. Kaiser Heinrich, den die Gegenseite des Vierpasses christusgleich als einen Herrscher zeigt, der sich seines Amtes als würdig erwiesen hat. Seine Gemahlin Kunigunde ist zur Rechten des Kaisers zu sehen, noch ohne Heiligenschein, also noch vor ihrer Heiligsprechung, dargestellt, die erst 1200 erfolgte. Links vom Heiligen Kaiser hat sich der Stifter des Reliquiars darstellen und namentlich bezeichnen lassen. Dieser Welandus, ein Benediktinermönch, gehörte zum Konvent des Michaeliskloster in Hildesheim, für dessen Kirche das Reliquiar ursprünglich bestimmt gewesen ist. Vermutlich gelangte es nach der Aufhebung des Klosters zu Beginn des 19. Jahrhunderts über eine Hildesheimer Privatsammlung in den internationalen Kunsthandel.
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Rückseite
Die Stiftung des Hildesheimer Reliquiars erfolgte wahrscheinlich aus Anlass der feierlichen Altarweihen, mit denen 1189 eine sich über Jahre hinziehende durchgreifende Erneuerung von St. Michael zum Abschluss kam. Um die gleiche Zeit wurde dem Hildesheimer Domkapitel das berühmte Oswaldreliquiar gestiftet, wohl eine Schenkung Heinrichs des Löwen und seiner Gemahlin Mathilde, die erhebliches Aufsehen erregt haben dürfte. Es fällt auf, dass der heilige König Oswald am Heinrichsreliquiar besonders hervorgehoben ist, indem er zur Rechten Christi dargestellt und von diesem gesegnet wird. Oswald bleibt jedoch im Bildprogramm des Heinrichsreliquiars dem heiligen Kaiser nachgeordnet, denn vor allem zu dessen Ehren hat Welandus seinem Kloster dieses Reliqiengefäß gestiftet, das möglicherweise eine Reaktion auf die Schenkung des welfischen Herzogspaares an den Dom darstellt.
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Sternenmantel Kaiser Heinrichs II.
Stickereien: Regensburg, um 10181024, Trägerstoff: Italien, um 1453
Diözesanmuseum Bamberg (2728/36)
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Mit der Kaiserkrönung 1014 änderte sich das herrscherliche Selbstverständnis Heinrichs II. Er wurde zum "decus Europae", zur Zierde und zum Glanz Europas. Anlässlich des Papstbesuches 1020 in Bamberg überreichte Ismahel, der Herzog von Bari, dem Kaiser ein kostbares Geschenk, den sogenannten Sternenmantel. Das gesamte Himmelsfirmament mit allen Sternzeichen ist mit Goldfäden kunstvoll auf den ursprünglich purpurfarbenen Mantel gestickt. Goldene Sterne breiten sich strahlenförmig über den halbkreisförmigen Umhang aus. In der Rückenmitte thront Christus in einer Mandorla. Sonne und Mond, Alpha und Omega sowie Cherubim und Seraphim verkörpern die Größe des Herrn. Diese christliche Mitte wird von den zwölf Sternzeichen eingerahmt.
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Sternenmantel Detail
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Kaiser Heinrich II. erhielt anlässlich des Papstbesuchs 1020 in Bamberg ein besonders kostbares Geschenk: Ismahel, Herzog von Bari, überreichte ihm den "Sternenmantel". Doch noch in Bamberg verstarb der Herzog, dem die Inschrift "Pax Ismaheli, qui hoc ordinavit" Frieden wünscht.
Den unteren Saum des Mantels umzieht eine gestickte lateinische Inschrift in Zierbuchstaben, die den Initialen der Regensburger Buchmalerei gleichen. Hier wird der Kaiser als "Zierde Europas" angesprochen: "O CESAR HEINRICE DECUS EUROPAE...": Heil sei dir, du Zierde Europas, Kaiser Heinrich. Dein Reich mehre der König, der da herrschet ewiglich.
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Wie die Inschrift unter dem Viereck auf der Rückenmitte besagt, wünschte Heinrich, dass dem höchsten Wesen dieses kaiserliche Geschenk willkommen sein möge ("SVP[ER]NE VSYE SIT GRATV[M] HOC CESARIS DONVM"). Beim Tod Heinrichs im Juli 1024 dürfte sich der Sternenmantel bereits im Bamberger Domschatz befunden haben.
Nach der Heiligsprechung Heinrichs 1146 kam dem Mantel eine vollkommen neue Bedeutung zu: Das mit Goldstickereien und Perlen verzierte außergewöhnliche Kleidungsstück wurde in den Rang einer (Berührungs-)Reliquie erhoben. Zwischen 1453 und 1455 erfolgte eine Reparatur des stark abgenutzten Sternenmantels. Aus dem alten Mantel des 11. Jahrhunderts aus dunkelpurpurfarbener Seide schnitt man die einzelnen Motive und die Buchstaben der erklärenden Texte aus und nähte sie auf einen in etwas hellerem Blau gehaltenen Mantel aus einem Granatapfel-Damast auf.
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