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Graf Rudolf I. von Zollern
Franken (?), 17. Jahrhundert
Öl/Leinwand, 212 x 107
Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Da über die Frühgeschichte
des Hauses Zollern Unklarheit herrschte, für das Durchsetzen von
Herrschaft jedoch eine möglichst lange Ahnenreihe wichtig war, konstruierte
man im 16. Jahrhundert eine bis in die Karolingerzeit zurückreichende
Genealogie.
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Beim Ende der preußischen
Herrschaft fanden sich auf der Plassenburg in einem Bestand von 234 Gemälden
zumeist Bildnisse von Angehörigen des Hauses Hohenzollern
zwei fast gleichartige, ganzfigurige Serien von je zwölf Grafen
von Zollern.
Eine der beiden Serien zeigt nur die Namen der Dargestellten, die andere
auch die Wappen sowie Namen und Wappen der Ehefrauen (vgl. Rudolf I.).
Mit Billigung der französischen Behörden wurden alle Plassenburger
Gemälde 1809 nach Coburg verbracht, von dort allerdings erst 1821
nach Berlin weitertransportiert. Wohl angesichts des schlechten Zustandes
der zumeist gerollten Leinwandbilder und des geringen Kunstwertes wurde
ein großer Teil in Berlin sofort vernichtet; der Rest gelangte in
die Räume oder in den Vorrat der königlichen Schlösser.
Bei dieser Aktion wurde die Hälfte der Grafenbilder aufgegeben, fünf
weitere überdauerten den Zweiten Weltkrieg nicht. Erhalten sind heute
noch sieben Bilder aus beiden Serien (GK I 11221125, 1129, 1130,
1132). Eine der beiden Serien dürfte im Rittersaal des Alten Schlosses
zu Bayreuth gehangen haben, die andere stammte vielleicht aus Ansbach.
Den Listen zufolge umfassten die Serien die Grafen Tassilo (801), Dankho
(840), Rudolf I. (892), Otto (938), Wolff (959), Friedrich I. (980), Friedrich
II. (1030), Burkhardt (1063), Friedrich III. (1111), Rudolf II. (1153),
Friedrich IV. (1195) und einen Namenlosen (Conrad? oder Eitelfriedrich?).
Da die Grafen von Zollern erst 1061 mit Burchard ins Licht treten und
erst der letzte Benannte, Friedrich, die Würde eines Burggrafen von
Nürnberg erwarb, handelt es sich um ein Produkt späthumanistischer
Geschichtsklitterung. Der zollerschen Hauschronik zufolge war die entsprechende
historische Forschung ein Gemeinschaftswerk Graf Karls I. aus der schwäbischen
Linie (1516 bis 1576) und des Historikers Johann Basilius Herold. Damals
müssen auch die Idealbildnisse der ersten Grafen geschaffen worden
sein, die sich formal mit rekonstruierten Ahnenreihen, etwa der Wittelsbacher,
aus dieser Zeit vergleichen lassen.
Offenbar wurde die so konstruierte Ahnenreihe zumindest von den fränkischen
Verwandten akzeptiert und für den Kulmbach-Bayreuther Hof kopiert.
In der Bayreuther Kanzleibibliothek haben sich auch acht Stücke einer
kleineren Kopienserie auf Kupfer aus dem späteren 17.Jahrhundert
erhalten, welche die Darstellungen durch architektonische und Landschaftshintergründe
erweitern.
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