Frau aus Pottenstein
An den unterschiedlichen
Trachten lassen sich Herkunft und Stand ihrer Trägerin bzw. ihres
Trägers erkennen. Obwohl in der Öffentlichkeit in aller Regel
in der Tracht des Oberlandes die allgemeingültige bayerische Tracht
gesehen wird, gibt es in Bayern eine große Vielfalt von Bekleidungsformen
und -farben, die in Traditions- und Trachtenvereinen gepflegt wird.
Else Nabe
Stifter: Stadtrat Pottenstein
Pottenstein, 1933
Gummi, gegossen, Textil, H. 40
Neustadt bei Coburg, Museum der Deutschen Spielzeugindustrie (4770)
Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise der 1920er Jahre zeigten
sich auch im Niedergang der bayerischen Industrien, von dem die Spielwarenindustrie
in Neustadt b. Coburg gleichermaßen betroffen war. Eine Spielwarenschau
mit heimischen Produkten sollte neue Impulse schaffen und Aufmerksamkeit
erregen. Mit einem ungewöhnlichen Projekt begann man in Neustadt
gefertigte, normierte Puppenkörper aus Papiermachéguss in
Deutschland und Europa zu versenden und am jeweiligen Ort mit den regionaltypischen
Trachten und Gewandformen bekleiden zu lassen. Diese nach Entwürfen
der Industrieschule Neustadt gefertigten und von der Neustädter
Firma Hermann Steiner gegossenen Puppen sollten dann in Neustadt
selbst, aber auch auf Wanderausstellungen als eine Art völkerkundliche
Schau präsentiert werden. 1933 wurde der erste Teil der Sammlung
der Öffentlichkeit in der Völker- und Trachtenschau
in Puppen (VÖTRA) zugänglich gemacht. Um die Idee zu
fördern und die Fertigung der Puppenkleider zu finanzieren, suchte
man Prominente als Stifter und Paten und konnte dafür unter anderen
Herzogin Victoria Adelheid von Sachsen-Coburg und Gotha, Königin
Giovanna von Bulgarien und den Reichspräsidenten von Hindenburg
gewinnen. Inwieweit diese Aktion auch im Sinne einer Bewahrung nationalen
Volkstums gedacht war, das schließlich die Nationalsozialisten
für sich vereinnahmten, muss offen bleiben.
Die hier gezeigten Puppen sind detailgetreue Kopien aus Steha, die Kleidung
hingegen ist original.
U. Lei.